Bericht: Schüler aus Taiwan beeindruckt vom Lebensstandard

Austausch Taiwan

Spannender Schüleraustausch mit Partnerschule in Taiwan

„Mein erster Eindruck: Deutschland ist ein reiches Land.“ Ryan ist Schüler der Taiwan Feng-Shan High School in der Millionenstadt Kaohsiung und möchte nach dem Abitur in einem sozialen Beruf arbeiten. Seit dem Wochenende ist der 16-Jährige mit 15 Mitschülern und der Austauschlehrerin Gloria Ma zu Gast an der deutschen Partnerschule Liebfrauenschule Mülhausen. Der Austausch mit Taiwan hat Tradition an der Liebfrauenschule, erst im Frühjahr war Chinesisch-Lehrerin Jasmin Jeng-Zeitz mit einer gleich großen Gruppe Liebfrauenschüler auf Bildungsreise in dem pazifischen Inselstaat 180 Kilometer östlich von China. Jetzt sind die Taiwanesen für die nächsten zwei Wochen am Niederrhein zu Gast und in ihren Gastfamilien herzlich aufgenommen worden. Ebenso herzlich ist der Empfang in der Bibliothek der Liebfrauenschule Mülhausen, wo Schulleiter Christoph Aretz jedem Gastschüler ein farbiges T-Shirt mit dem typischen LFSM-Emblem überreicht. „Haltet die Augen offen, urteilt nicht zu schnell, redet miteinander“, gibt Christoph Aretz den jungen Taiwanesen mit auf den Weg.

Ähnlich wie Ryan ist auch Ray angetan vom hohen Lebensstandard in Deutschland. „Es ist hier auf den Straßen viel leiser als bei uns“, versichert der 17-Jährige, der Tierarzt werden möchte. Becca verweist im Interview auf ein Thema, das sowohl in Fernost als auch im Westen einen hohen Stellenwert bei der Jugend genießt: Nachhaltigkeit. Der 15-Jährigen, die später Jura studieren und Rechtsanwältin werden möchte, ist auch die hohe Qualität der Häuser in Deutschland aufgefallen. Eine ganz andere Beobachtung kommt Isaac in den Sinn, wenn er seine ersten 24 Stunden am Niederrhein Revue passieren lässt. „Es gibt hier viel mehr Graffiti“, so der 17-Jährige, der einen Ingenieur-Beruf anstrebt. Alle vier Interviewten betonen, wie wichtig Architekturprojekte wie „Social Housing“ in ihrer Heimat Kaohsiung sind, damit auch ärmere Bevölkerungsschichten adäquaten Wohnraum finden. Becca, Ray, Ryan und Isaac verweisen auf den Klimawandel, der in ihrer Stadt deutlich heftiger zutage tritt als am ländlichen Niederrhein. Ein Projekt, das ihre Lehrerinnen auf die Agenda für die kommenden zwei Wochen gesetzt haben, ist das Leben der Bauern zu erfahren vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit. Das knüpft nahtlos an das Thema vor anderthalb Jahren an, als es beim Austausch um Kreislaufwirtschaft ging.

Bereits bei der Begrüßungsrunde in der Bibliothek wird deutlich, dass das Schulleben sehr unterschiedlich ist, es aber auch große Gemeinsamkeiten gibt. Exotisch mutet beispielsweise das chinesische Streichinstrument Erhu an, dem die Schülerin Irene Laute entlockt, die der menschlichen Stimme nahe kommen. Die Schuluniform, in Taiwan gang und gäbe, ist ein Unterschied. Der intensive Umgang mit Smartphone und Tablet verbindet die Jugendlichen in Kaohsiung und Mülhausen. Und natürlich die spontane Freundlichkeit und Gastfreundschaft, mit der man sich trotz einer Distanz von 9340 Kilometern begegnet.